Einleitung

Solange es Menschen gibt, sind Kinder und Jugendliche fasziniert von spannenden Geschichten. Waren es ganz früher die Erzählungen der Alten am Lagerfeuer um Geister und Ahnen, später Abenteuer in fernen Länder, so sind es heute Fantasywelten oder Schlachten auf fernen Planeten.

Nach dem ersten Weltkrieg, ab Mitte der 30er Jahre bis zum Ende des 2.Weltkrieges erschienen mehrere Heftreihen für Jugendliche, die auch Abenteuer aus der Kolonialzeit lieferten. Diese Hefte erfreuen sich bis heute bei Sammlern großer Beliebtheit – auch wegen der ansprechend gestalteten Titelbilder. Die Handlungen lehnen sich oft an tatsächliche Begebenheiten an, wurden dann aber personalisiert und ausgeschmückt, damit sich die jungen Leser eher mit den Protagonisten identifizieren konnten. Selbstverständlich muß man die Erzählungen heute vor dem damaligen politischen Hintergrund sehen. Besonders in der Zeit des Dritten Reiches sind die Helden in den Geschichten regelmäßig tapfere, wagemutige Deutsche, die ihre spannenden Abenteuer während Forschungsreisen bestehen oder sich gegen feindliche Schurken durchsetzen müssen. Interessanterweise wechselt manchmal in einer Heftreihe die übliche Nationalität der „Bösewichter“ entsprechend der veränderten politischen Lage zur Ausgabezeit.

Die Redaktion.

Die Hefte erschienen 1940-42 bei den Steiniger Verlagen Berlin SW 68 und haben 32 Seiten Umfang, davon enthalten zumeist ein bis zwei Seiten historische Erklärungen. Die vordere Umschlagseite ist innen unbedruckt, die hintere Umschlagseite trägt Buchwerbung. Herausgeber war Helmut Bruehl. Der damalige Heftpreis betrug 20 Pfennige. Die Erscheinungsweise war zunächst jede Woche am Donnerstag (bis Heft 80), dann erfolgte keine Angabe und ab Heft 83 war das Erscheinen auf vierzehntäglich umgestellt worden.
Die Hefte wurden von sehr unterschiedlichen Autoren verfaßt, darunter auch solche die die geschilderten Ereignisse selbst maßgeblich erlebten, z.B. die Kapitäne Fred Schmidt und P. Wendling, die als Kommandanten die beschriebenen Schiffe geführt hatten oder Dr. Paul Leutwein, der selbst an den Ereignissen beteiligt war. Die Zeichnungen wurden ganz überwiegend von Fritz R. Weber (33 Hefte) und Walter Plantikow (25 Hefte) ausgeführt, andere Zeichner folgen mit weitem Abstand, z.B. Wilhelm Baitz (6 Hefte).
Abgesehen von den 26 Heften, die nicht in den Kolonien handeln (1, 3, 13, 15, 16, 17, 28, 30, 33, 42, 47, 53 und 70), bzw. Forschungsreisen außerhalb darstellen (32, 48, 50, 52, 58, 61, 65, 72, 74, 79, 82, 87, 88), sind die Handlungen von 14 Heften in DSWA, dazu von 5 weiteren Heften in Südwest zur Mandatszeit bzw. in Kriegsgefangenlagern angesiedelt, von 21 Heften in DOA sowie 3 Heften in Ostafrika als britischem Territorium, von 10 Heften in Kamerun, 7 Heften in der Südsee, 1 Heft in Tsingtau sowie 1 Heft in Wituland.

Aus der parallel erschienenen Erlebnis-Bücherei (Herausgeber Wilhelm Ihde) der Steiniger Verlage müßten hier noch zwei Titel genannt werden:

In den Jahren 1911 bis 1916 erschien eine Reihe von 240 patriotischen Erzählungen unter dem Titel „Unter deutscher Flagge“ im Verlagshaus GmbH in Berlin SW. Nach dem Klappentext der Reihe (Mittelformat, ab 101 kleineres Format A 5) handelt es sich um „eine Sammlung von historischen Erzählungen aus der Feder namhafter Schriftsteller, welche dem Leser die ruhmreichen Taten des deutschen Landheeres und der deutschen Flotte in spannenden, hochinteressanten Schilderungen vor Augen führen soll. Deutsche Helden zu Wasser und zu Lande und ihre Siegestaten bilden den Mittelpunkt jeder dieser in vornehmen, aber lebendigen Stil geschriebenen, auf streng historischem Hintergrunde abgefassten Erzählungen.“ Entsprechend diesem Anspruch werden die letzte oder die letzten beiden Seiten jedes 32 Seiten umfassenden Heftes der Schilderung des geschichtlichen Hintergrundes gewidmet. Das Titelbild ist „von berufenen Künstlern entworfen“ und soll im Mehrfarbdruck als Kunstblatt angesehen werden, im Inneren finden sich Zeichnungen in unterschiedlicher Zahl, darunter ein oft wiederkehrendes Frontispiz, im Falle der Kolonial- und Überseeerzählungen ein im Feuer stehendes Kommando Marineinfanterie unter der Reichskriegsflagge. Fußnoten erklären verschiedentlich den historischen Hintergrund sowie geographische Begrifflichkeiten.
Die Reihe ist in mehreren Auflagen erschienen. Die Originalausgaben sind am leichtesten an der Preisangabe „10 Pfg. (15 Heller 15 Centimes)“ erkennbar, aber auch am Druck, zunächst mit einem hellblauen Rasterunterdruck rings um Titelbild und Flagge, später mit einem etwas dunkleren glattblauen Druck. Bei der Zweitauflage sind die Titelbilder mit satteren Farben, dafür aber weniger erkennbaren Details gedruckt worden. Der Inhalt ist mit Ausnahme der Werbung auf der hinteren Umschlagseite gleich. Die Umschlagblätter sind innen nicht bedruckt. Ab Heft 226 handelt es sich um sogenannte neue Folgen, d Themen des ersten Weltkrieges behandeln, dazu kommen noch sechs Sonderhefte. 35 Hefte sind mit neuen Nummern und abweichender Reihenfolge zwischen 1933 und 1934 nachgedruckt worden. Diese Hefte tragen den Preiseindruck „20 Pfg.“, haben ein hellblaues Titelbild mit hinterlegten Wolken sowie die Zahlengaben „1870 – 1871“ und „1914 – 1918“ auf der Titelseite, der Verlag nennt sich zu diesem Zeitpunkt „Neues Verlagshaus für Volksliteratur“ in Berlin SW, Gitschiner Straße 13. Die Herausgabe und Bearbeitung besorgte Walther Beckmann.
Eine Anzahl (47 Hefte von 225 ohne die neuen kriegsbezogenen Hefte, d.h. 20,9%, später als Neudruck 10 von 35 Heften, also 28,6%) der in sich geschlossenen Hefte, behandeln Themen aus dem überseeischen und kolonialen Bezugsrahmen:

Heftreihe „Aufwärts-Jugend-Bücherei“
 
In den Jahren 1940 bis 1945 erschien unter diesem Titel eine Reihe von 96 Erzählungen mit unterschiedlichen Themen im Aufwärts-Verlag von Maxim Klieber in Berlin NW 7. Jedes Heft umfaßt 40 Seiten und kostete 20 Pfennige.
Eine Anzahl (17 Hefte von 96 Heften) der in sich geschlossenen Hefte, behandeln Themen aus dem überseeischen und kolonialen Bezugsrahmen (Tb = Titelbild). 7 Hefte handeln in Südwestafrika, 5 in Ostafrika, 3 in Kamerun, 1 in Neu-Guinea und 1 Heft behandelt die Kämpfe in China:

Heftreihe „Spannende Geschichten“
 
In den Jahren 1935 bis 1943 erschien eine Reihe von 126 Erzählungen mit unterschiedlichen Themen unter dem Titel „Spannende Geschichten“ im Bertelsmann-Verlag des Herausgebers Mohn. Diese Reihe folgte einer Romanserie gleichen Titels, aber weitgehend anderen Inhaltes des gleichen Verlages aus den Jahren 1927 bis 1934. Der neue Betreuer der Romanreihe Johannes Banzhaf wählte neben einigen Titeln, die dem bisherigen Konzept folgten wie bspw. „Der große Winnetou“ oder „Unter Schmugglern“ vor allem Erzählungen aus dem Bereich des Weltkrieges 1914 bis 1918 und dazu auch einige koloniale Themen aus. Ab 1939 erschienen überwiegend damals aktuelle Erzählungen über die Kampfhandlungen des stattfindenden zweiten Weltkrieges, verschiedentlich unterbrochen durch Themen des ersten Weltkrieges, nur zwei kolonial orientierte Erzählungen (No. 90 und 112) fanden weiteren Eingang in die Reihe. Jedes Heft umfaßte 32 Seiten sowie die innen unbedruckten Umschlagseiten mit farbigem Titelbild. Die Zeichnungen sind sämtlich von Karl Mühlmeister angefertigt worden, der aber auch für Hefte mit anderen Themen zeichnete. Die Autoren sollen für ihre Vorlagen 500 RM Entlohnung erhalten haben, die Auflagen waren unterschiedlich hoch, stiegen während des Krieges jedoch erheblich an.
12 von 126 der in sich geschlossenen Hefte behandeln Themen aus dem überseeischen und kolonialen Bezugsrahmen, davon erschienen 10 (von 65) vor Kriegsausbruch vor dem Krieg . 4 Hefte handeln in Südwestafrika, 3 in Ostafrika sowie 1 in Wituland, 3 in Kamerun und Westafrika,1 in Neuguinea.

"Die Kolonien rufen" - Sonderreihe des Reichskolonialbundes (1940)

Eine Serie von 12 Neuabdrucken von bereits in der Reihe "Aus weiter Welt" erschienenden Romanheften. Titelbild und Inhalt sind bis auf den Reihentitel absolut identisch.

"Heftreihe "Helden der Nation"

Diese insgesamt 80 Titel umfassende Heftreihe im Kleinformat erschien von 1933 bis 1936 in Dresden-Loschwitz. Der "Neue Buchverlag" mit dem Hauptschriftleiter Freiherrn E. von Saß widmete sich darin unterschiedlichen, kampfbetonten Themen der Zeit wie auch bereits der Reihenuntertitel "Im Kampf um Recht und Freiheit - Braune Bibliothek" verrät. Neben einschlägigen Themen aus den frühen 30er Jahren werden aber auch erstaunlich viele Hefte den Kolonien, insgesamt immerhin 25 Titel, gewidmet. Weiterhin finden sich Schwerpunkte bei Erzählungen aus der Zeit des Weltkrieges, insbesondere der kaiserlichen Marine, aber auch der Kampf der Buren wird in mehreren Heften dargestellt. Die Hefte haben einen Umfang von 64 Seiten und kennen nur einen Autor - Georg Volkmann. Es ist zu vermuten, daß es sich um ein Pseudonym für verschiedene Schreiber handelt. Der Name "Volkmann" ist dabei sicher ähnlich Programm wie der Reihentitel und die markante Gestaltung des Heftumschlages. Letzteres sorgt für die relative Seltenheit mit der diese Hefte angeboten werden.
Die einzelnen Hefte beschäftigen sich sowohl mit den Kämpfen in China (16, 17, 18, 19, 39, 40, 57) als auch mit Ereignissen aus Südwestafrika (20, 21 22, 23, 24, 64, 65), Ostafrika (25, 26, 27, 28, 61, 62, 63, 72) und Kamerun (76, 77, 78).

"Heftreihe "Der Krieg"

Über die Groschenromane „Der Krieg“ aus dem Dresdener Verlag ist recht wenig bekannt. Mindestens 60 Hefte sind zwischen 1914 und 1916 erschienen. Alle Romane drehen sich um Ereignisse aus dem Weltkrieg. Soweit bisher festzustellen war, drehen sich nur zwei davon um Kolonialthemen:

Michael Pflanz

letztes Update: Freitag, 27 November 2020