Faustfeuerwaffen der Kaiserlichen Schutztruppe

(Zusammengestellt und umformuliert von A.Schöfert)

Die Anfänge der Kaiserlichen Schutztruppe gehen auf das Jahr 1889 zurück. Vorher gab es verschiedene, privat organisierte Truppenverbände (Francois- und Wissmann-Truppen), die hier nicht besprochen werden, da es keine offiziellen Militärverbände des Deutschen Reiches waren. 
Zu der kaiserlichen Schutztruppe zählt man die Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika, Deutsch-Südwestafrika und in Kamerun mit ihren Kommandos in Dar-es-Salaam, Windhuk, Keetmanshoop und Soppo. Weiterhin die ähnlich organisierte, jedoch den Zivilbehörden unterstellte Polizeitruppe Togo, die Landespolizei DSWA, die Polizeitruppe DOA und Kamerun, die Polizeitruppe Neuguinea (Kaiser-Wilhelms-Land), Jap und Samoa sowie die dem Gouvernement unterstellte Polizeitruppe in Kiautschou, die sogenannte Chinesenpolizei.

Grundsätzlich wurden an farbige Soldaten keine Faustfeuerwaffen ausgegeben, selbst nicht an farbige Feldwebel. Die berittenen Mannschaften, waren ebenfalls nicht mit Faustfeuerwaffen, sondern nur mit Langwaffen ausgerüstet. Die Faustfeuerwaffe, vornehmlich der Revolver M/83 (Bild 1), war den Offizieren, den weißen Unteroffizieren, sowie den sonderbewaffneten weißen Mannschaftsdienstgraden vorbehalten, besonders innerhalb des Artillerie-, Versorgungs- und Sanitätswesens sowie innerhalb der Ortskommandanturen.
Es wurde auch viel die Mauserpistole Kal.7,63 (Bild 2) mit Anschlagschaft geführt. Großer Beliebtheit erfreute sich die Browningpistole Modell 1900, Kal. 7,65 (Bild 3) im Offizierskorps. Die Mauser- , sowie die Browningpistole waren aber in der Regel Privatwaffen. 
Der Revolver wurde langsam durch Selbstladepistolen verdrängt. Es waren dies ab dem Jahre 1904, also während des Herero-Aufstandes, Luger-Pistolen in der Form derer der Kaiserlichen Marine, "Selbstladepistole 1904" 9mm (Bild 4) mit 15cm langem Lauf und Anschlagkolben.
Interessant ist hierzu der Versuch bei der Marineinfanterie Erfahrungen mit der Selbstladepistole 1904 beim Einsatz in Ostafrika ("Maji-Maji-Aufstand") zu gewinnen. Er schlug teilweise wegen der Bequemlichkeit der mit ihr ausgerüsteten Offiziere, Ärzte und Feldwebel fehl. Sie hatten sich fast immer einen in ihrer unmittelbaren Nähe bleibenden Träger ein Gewehr 98 nachtragen lassen und es vorgezogen, dieses im Bedarfsfalle zu gebrauchen, so dass besondere Erfahrungen mit der Pistole nicht gemacht werden konnten. Das zurückgekehrte Ostafrikanische Expeditionskorps, zum Bericht aufgefordert, gab allerdings mit B.Nr.2755 vom 10.8.1906 einen Anstoß, die selbsttätige Sicherung wegfallen zu lassen. Der Bericht enthält u.a. folgende wesentliche Gesichtspunkte:
a) Die Pistole hat in Ostafrika keine Verwendung als Gefechtswaffe gefunden, so dass Erfahrungen nicht gemacht wurden.
b) Für die Abwehr plötzlicher Bedrohung aus nächster Nähe ist eine kleinere Handwaffe wie die Browningpistole schneller schussfertig, so dass die meisten Offiziere sich eine solche Waffe aus eigenen Mitteln beschafften.
c) Ähnliche Erfahrungen sind mit der Selbstladepistole auch in Südwestafrika gemacht worden.
d) "Beim Gebrauch störten das verhältnismäßig große Gewicht und die selbsttätige Sicherungsvorrichtung. Letztere erfordert ein unbequem festes Andrücken des Sicherungsflügels beim Umfassen des Pistolengriffes. Der hierdurch notwendige Kraftaufwand macht die rechte Hand unruhig und wirkt dadurch schädigend auf die Schussleistung ein." 
Ab 1910 kam die Pistole 08 (Bild 5) ohne Anschlagvorrichtung und mit nur 10cm langem Lauf, Standvisier ohne Handballensicherung, nach 1914 die gleichen, allerdings nun mit einer Anschlagvorrichtung. Von den bei der Schutztruppe geführten Reichsrevolvern M/83 waren im Jahre 1914 in Afrika noch etwa 500 im Gebrauch. Diese sind dann auch, ohne, dass sie ersetzt werden konnten, in der Schutztruppe aufgebraucht worden und mit ihr während des 1. Weltkrieges verschwunden.

Quellen:
Deutsches Waffen Journal (DWJ) 
DWJ 8/66 : Hans Frömming "Die Bewaffnung der Kaiserl. Schutztruppe in DSWA"
DWJ 2/69 : Roland K. Edelmann "Die Reichsrevolver Teil 2"
Hans Reckendorf "Die Handwaffen der Königl. Preußischen und der Kaiserl. Marine" (Dortmund 1983)