Reservisten-Statuetten der Schutztruppe

Wie es seit Generationen in fast allen Armeen üblich ist scheidenden Kameraden ein Erinnerungsstück mitzugeben, so gab es das auch in der Kaiserlichen Schutztruppe.
Soweit bekannt, gab es keine offiziellen Vorschriften für die Vergabe oder die Art der Geschenke. Sie waren ja auch keine Militärausrüstung, sondern wurden von privaten Herstellern vertrieben. Unser Wissen beruht also zumeist auf der Katalogisierung und Deutung von Belegstücken. Jede weitere Information und Bildmaterial ist herzlich willkommen. Sehr gern auch Anzeigen und Werbematerial aus zeitgenössischen Zeitungen.
Dieser kurze Aufsatz gibt nur den derzeitigen Informationsstand wieder.

Besonders bemerkenswert sind die Statuetten für Unteroffiziere und Offiziere.
Schon wegen dem hohen Anschaffungswert, ist davon auszugehen, dass Angehörige der Mannschaftsdienstgrade keine Statuetten erhielten. Es sind vielfältige andere Reservistika von Mannschaftsdienstgraden bekannt, wie zum Beispiel Zinnbecher, Teller und mit Plaketten geschmückte Alltagsgegenstände ( z.B. eine Schreibtischgarnitur).

Vermutlich war es damals so wie heute, dass die Offiziere und Unteroffiziere einer Einheit für ein Geschenk gesammelt haben. Aus den Plaketten der Statuetten geht hervor, dass eine Trennung innerhalb des Offiziers- und Unteroffiziers-Korps erfolgte. Das heißt jede Dienstgradgruppe sammelte für Scheidende ihres Standes. Aus den Statuetten läßt sich also der Dienstgrad (Unteroffizier/Offizier), das Schutzgebiet und manchmal sogar die Einheit des ausscheidenden Soldaten erkennen. Selbst wenn die übliche Plakette verloren ist.
Hier einige Beispiele:

 
A) Deutsch-Ostafrika
 

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In dieser Aufnahme aus dem Museum Siebentritt sind zwei Unteroffiziers-Statuetten ("DOA-Uffz-Askari") vor dem Portrait von von Lettow-Vorbecks zu sehen. Deutlich zu erkennen, daß es das Modell "stehender Askari" ist. 

 

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Eine schwarz-weiß Aufnahme eines DOA-Uffz-Askari für einen Unteroffizier einer Sanitätseinheit. 

  

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Hier Bilder einer Offiziers-Statuette (DOA-Offz-Askari) in einer Privatsammlung. Im Gegensatz zum stehenden Askari der Unteroffiziere ist der dargestellte Soldat im Vorgehen, Modell "schreitender Askari".

   

Löwenstatue (Dienstgrad nicht zuzuordnen)

 
B) Deutsch-Südwestafrika
 

Klick zum Vergrössern!Leider liegen mir hier keine Detailinformationen vor, ob es Unterschiede in den Dienstgraden der Empfängern gab. Auf diesem Bild aus dem Museum Siebentritt sind zwei Modelle von Reiterstatuetten zu sehen. Links ein Pferdereiter, Modell "steigendes Pferd", es soll hier ein weiteres Modell "Südwester Reiter" in der Form des Denkmals in Windhuk geben. Leider liegt mir kein Foto vor.

Sehr interessant ist die rechte Figur eines Kamelreiters für Angehörige der Kamelreiter-Kompanie vom Künstler K. Burkhardt. Für diese kleine „exklusive“ Empfängerschicht passte nun einmal das Pferd als Reittier nicht. Diese Statuetten Modell „Kamelreiter“ sind sicher extrem selten.

 

"Im Zusammenhang mit der Statuette der Kamelreiter-Kompanie möchte ich die Gedenkstatuetten für Friedrich von Erckert und Hans Dominik vom selben Künstler Karl Möbius erwähnen. Diese Statuetten sind keine Reservistengeschenke, obwohl in Art und Aufmachung sehr ähnlich. Die Dominik-Statuette ist eine Nachbildung des Denkmals von Kribi/Kamerun."

 

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Unten ein Bild einer Statuette für einen Offizier der Schutztruppe DSWA, Modell "Patrouillereiter". Interessanterweise ist sie auch von Karl Möbius geschaffen, ebenso wie die Erckert-Gedenkstatuette.

 

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C) Kamerun
 

Bild vergroessern!Aus Kamerun sind interessanterweise nur Statuetten bekannt, die einen Eingeborenenreiter darstellen. Also keine Schutztruppenangehörige! Aus den Jahren nach dem Weltkrieg sind weitere interessante Objekte aus dem Kreise des Kameruner Offizierscorps bekannt. (Anhang).

 
D) Marine-Expeditionskorps
 

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Die Angehörigen des Marine-Expeditionskorps gehören natürlich nicht zur Kaiserlichen Schutztruppe, wegen ihres Einsatzes im Hererokrieg 1904/06 haben sie aber hier eine Erwähnung verdient.
Das Offizierskorps hat an Angehörige eine Statuette des Künstlers Walter Wolff in Form des Marine-Ehrenmales als Erinnerungsstück verschenkt. Das Vorbild steht seit 1908 in Swapokmund und kann dort besichtigt werden.

Nach der Recherche von J. Schröder (12/2007) befindet sich die Originalform heute im Besitz der Bronzegießerei F. Herweg (Berlin). Neufertigungen können dort zum Preis von ca. 2300,- Euro (zzgl. MWSt) bestellt werden.


Bildquellen:
Fotos aus Privatbesitz, außer „Patroillereiter“ (unbek. Auktionskatalog) und allen grün hinterlegten Bildern, deren Abbildung freundlicherweise vom Auktionshauses Jan K. Kube, Suggenheim erlaubt wurde.

 
Anhang :
 

Hier Geschenke der Kameruner Offiziere für den ehemaligen Sergeanten Friedrich Damis, der zu den Verteidigern von Mora gehörte und später Vorsitzender des Vereins der Angehörigen der Kaiserlichen Schutztruppe für Kamerun wurde.
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Ein Meissen-Teller in der Art, wie es ihn damals für viele Einheiten gab, von 1935 und eine verkleinerte Nachbildung der Plakette vom Denkmal auf Fernando Po vonBild vergroessern! 1941.

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 Arne Schöfert