(H.R.
Schneider-Waterberg)
Obwohl Oberstleutnant Trench bekanntlich bereits im Juni 1905 Swakopmund
kurz besucht hatte, handelt es sich im Nachstehenden hauptsächlich um
Auszüge von zwei Berichten, die er erst bei seinem zweiten und dritten
Besuch in Swakopmund verfaßte. Der erste, sehr ausführliche Bericht ("Confidential
XXIII") vom 26. Dezember 1905, wurde dort vor seinem Aufenthalt in
Windhoek Anfang 1906 verfaßt. Der zweite, ("Confidential XXIV") datiert
17. Februar 1906, entstand nach seiner Rückkehr aus dem Inland an die
Küste.
Wie bereits in dem Artikel "Ein britischer Offizier und sein Geheimbericht
über Swakopmund aus dem Jahre 1905" berichtet wurde, hatte die Entdeckung
eines Photos mit Oberstleutnant Trench in einer Bildmappe der
Sam-Cohen-Bibliothek auf eine mögliche Spur nach London hingedeutet. Nach
zähem Recherchieren fanden sich dort dann endlich doch die Berichte Wades
und Trenchs. Letztere ließen sich schlüssig mit dem Kriegstagebuch des
Generals von Trotha in Einklang bringen, ebenso wie beide dieser Quellen
mit der bewußten Photomappe. Indem damit auch die Authentizität letzterer
bewiesen wurde, schloß sich der Kreis der Untersuchungen.
Die bereits erwähnten Berichte der Attaches Trench und Wade aus den Jahren
1905 bis 1907 wurden im "War Office" auf weit über 700 (siebenhundert)
Seiten abgetippt, die sich im britischen Nationalarchiv - Public Record
Office (P.R.O.) - in London befinden. Sie enthalten neben
Zusammenfassungen der für Berlin bestimmten deutschen Stabsberichte auch
eigene ungeschminkte Erkenntnisse aus Beobachtetem und Erfahrenem. Die
Berichte waren fast immer vertraulich ("confidential"), manchmal geheim ("secret").
Inhaltlich waren sie militärisch knapp, nüchtern, exakt und unparteiisch.
Ihre Zuverlässigkeit und Zielsetzung wird aus der Tatsache ersichtlich,
dass sie teilweise wörtlich , wie zum Beispiel die Angaben über die
Infrastruktur Swakopmunds, in militärische Handbücher des "War Office"
über Deutsch-Südwestafrika übernommen wurden. England und Südafrika
empfanden so kurz nach dem Burenkrieg (1899 - 1902) die Konzentration
deutscher Truppen im Süden Deutsch-Südwest Afrikas als echte Bedrohung der
Kolonie am Kap. Erhebliches Aktenmaterial im Public Record Office belegten
dies unmißverständlich. Es erstaunt daher nicht, daß diese militärischen
Handbücher formatmäßig in Uniformtaschen passten und dass sie, genannt
"Military Reports on German South West Africa", ebenso wie die gesamten
Berichte der Militärattaches Wade und Trench mehr als fünfzig Jahre lang -
bis in die 60er Jahre - geheimgehalten wurden.
Die nachstehenden Übersetzungen von Auszügen aus Trenchs Berichten halten
sich aus historischen Gründen sprachlich vor allem bei Beschreibungen
längst veralterter technischer Einrichtungen möglichst genau an den
englischen Originaltext. Geben wir also Trench das Wort:
Allgemeine Notizen
Swakopmund hat sich in den letzten vier Jahren größenmäßig verdoppelt
(siehe Foto auf Seite 11). Im übrigen ist die Beschreibung in der
Monographie zutreffend.1
Die Gebäude der Otavi-Eisenbahn befinden sich in der südöstlichen Ecke der
Stadt. Entlang der meisten der breiten sandigen Straßen laufen Feldbahnen.
Da es aber weder Rangiergeleise noch Verkehrsregeln gibt, sind sich die
Schienenwagen (trolleys) erheblich im Weg. Besondere Schwierigkeiten macht
der Abtransport der Güter aus der Umzäunung des Zollbereichs, aber die
Bahnlinie wird jetzt verdoppelt.
Zur Zeit gibt es weniger Typhus ("enteric"), und die hospitalisierten
Fälle kamen fast alle aus dem Inland. Durchfall kommt aber sehr häufig vor
und befällt alle Neuankömmlinge.
Die nördliche Verbindungslinie versorgt etwa 10.000 Mann. Anfang Dezember
lagerten in "S'mund" - 627.000 Eiserne Rationen sowie normale Verpflegung
für 13.000 Mann für die Dauer von jeweils - (ich lege Durchschnitte für
die wichtigsten Posten zugrunde) - 10 Tagen für Fleisch, 50 Tagen für
Getreide und Gemüse, 150 Tagen für allgemeine Lebensmittel ("groceries").
Es war Hafer da für 15.000 Pferde für 36 Tage. Bei den Vorräten der
Regierung lagerten allein 200.000 Flaschen Bier.
Die gewöhnlichen Vorräte wurden unter freiem Himmel gelagert aufgrund des
ungewöhlich trockenen Klimas und Bodens. Etwas leichter verderbliche Dinge
werden in großen "Einheits"zelten (die ich früher bereits beschrieb)
aufbewahrt, und einige wertvollere Artikel oder solche, die Diebe locken,
sind in Wellblechschuppen unter Verschluß. (Lieferungen werden während der
Landung stark beschädigt). Alle körperliche Arbeit (manual labour) an den
Zelten und Stapeln wird von Herero-Gefangenen geleistet, meist Frauen. Das
Depot für medizinische Vorräte schien besonders komplett und gut geordnet
zu sein.
Kasernen
Die Eisenbahnbaukompanie ist in "Docker" Wellblechhütten mit
Holzverschalung untergebracht, wie sie für die Truppen verwendet wurden,
die an der französischen Grenze vor 20 Jahren konzentriert waren. Sie baut
jetzt eine feste Kaserne ("permanent barracks") aus Sandzementsteinen
(Verhältnis 8:1), welche jedem Mann 20 Kubikmeter in Aussicht stellt.
Die anderen Truppen sind teils in großen Zelten, teils in
Wellblechschuppen untergebracht, scheinbar ohne viel System.
Hospitäler
Es gibt 2 Hospitäler, jedes mit etwa 100 Patienten und Platz für in etwa
das Doppelte bei Überfüllung. Das Ortshospital hat einen guten
Gemüsegarten und recht gute Offiziersquartiere; die Gebäude sind
provisorisch ("semi-permanent"). Das Hospital für Durchgangspatienten aus
Krankentransporten gegenüber des Bahnhofs der Staatsbahn besteht aus "Docker"-Hütten
aus Preßholzplatten oder Holz mit einem Segeltuch-Sonnendach, das breit
nach jeder Seite übersteht. Etwa 10% der Fälle haben Typhus ("enteric");
ein großer Prozentsatz hat Syphilis.
Einige 20 Mann waren im Gefängnis in Zellen und (andere) unter Arrest.
Arrestierte leben in Kojen (bunks) mit gewissem Komfort, arbeiten tagsüber
und werden nur nachts eingeschlossen. Die Bestrafung scheint praktisch
Null zu sein, da sie volle Rationen erhalten.
In Zellen Inhaftierte arbeiten nicht, sondern werden unter Verschluß
verwahrt - bei "strengem" Arrest im Halbdunkel.
Das Eingeborenen-Gefangenenlager ("native prisoner camp") liegt nördlich
der Stadt und besteht aus Wellblechschuppen und Eingeborenenhütten
("native huts") umgeben von Stacheldraht und "Verhau" ("abatis fence"). Es
gab 920 Gefangene (die Hälfte Männer), von denen die meisten tagsüber in
der Stadt zur Arbeit eingeteilt werden und erst bei Sonnenuntergang ins
Lager zurrückkehren. Vier sind vor einigen Monaten entflohen, einer wurde
aber erschossen und seitdem gab es keine Versuche zu entweichen ("evasion").
Beide, Männer und Frauen, sind stark und gesund - sehr zum Unterschied von
den jämmerlichen Menschen ("wretched people") in Lüderitzbucht. Man sagt,
daß sie eine Menge Nahrung von den Leuten bekommen, für die und bei denen
sie arbeiten - denn sie könnten die Arbeit, die sie leisten, bei ihrer
regulären Ration nicht schaffen. Sie bekommen keinerlei Bezahlung,
obgleich der Gouverneur erwägt, zukünftig den besten Arbeitern ein paar
Schillinge, oder so, im Monat zu geben. Sowohl in S'mund (sic) wie in
Windhuk (sic) - vor allem dem letzteren - sind die gut aussehenden ("handsome")
Herero-Gefangenenfrauen sehr gut angezogen, während die schlichten ("plain
ones") in Sackleinen und Lumpen gehen. Verbum sap (sic)- genug gesagt.2
Die Straßen bildet tiefer Sand,
aber hie und da wurden Zement- oder Lattensteige verlegt. Sie sind einigermaßen
sauber, aber Hygienemaßnahmen sind generell sehr mittelmäßig und primitiv.
Swakopmund ist von einer Bande Berufseinbrecher sehr beunruhigt, die schon
mehrere Geschäfte überfallen hat. Am 17. Dezember wurden ein Amerikaner und ein
Schotte zu 5 Jahren Strafarbeit verurteilt wegen eines Einbruchversuches an der
Damara-Bank.
Der Stützpunkt Swakopmund
Der "Hafen" in Swakopmund besteht aus einer Mole, seiner hölzernen Pier und
einem Strand.
Mole
Die Mole ist eine ungefähr 400 yds (300 m) lange Steinstruktur. 70 Fuß (ca.
19m) vor ihrem Endpunkt hat sie ein nach Norden sich erstreckendes Querstück
von ungefähr 40 Fuß (ca. 12 m) Länge. Sie kostete Pfund 150.000 und hat zwei
Fünftonner Dampfkräne. Ein Querschnitt in der Nähe ihres Endes ist wie folgt:
(Hier ist eine Skizze eingefügt, die den heutigen Abmessungen der Mole noch
fast genau entspricht.)
Im Moment ist sie fast unbrauchbar trotz der Anstrengungen zweier Bagger. Die
Hafenverwaltung ("harbour-board") will die Mole um eine halbe Meile (ca. 800 m)
verlängern und ihr eine Biegung nach rechts geben. Zur Zeit gibt es auf der
Nordseite eine kleine Vertiefung, in der Bagger Nr. 1 sich mit Hilfe eines 25
PS Motors gerade noch bei Ebbe flott hält. Beide (Bagger) pumpen Wasser und
Sand durch 30 cm starke Rohre von der Nordseite der Mole auf den Strand an der
Südseite. An der verlängerten Sandbank arbeitet Bagger Nr. 2 bei ruhiger See
und hat dort bei Ebbe etwa 4 Fuß (ca. 1.20 m) Wasserstand. Es wird allgemein
behauptet, daß das Meer Löcher zuschwemmt, die die Bagger machen, und daß diese
überhaupt nicht vorankommen.
An der Molenspitze wurden 20 Fuß (6 m) Mauerwerk von einem Sturm zertrümmert,
und an deren Südseite liegt ein etwa 35 Fuß (etwa 10.5 m) langes Felsenriff,
das zwar die Spitze schützt, aber auch jedes Schiff vollkommen am Anlegen
hindert.
Fünfzig yards (45 m) von der Molenspitze entfernt reicht die Mole noch 5 Fuß
(1.5 m) über den Sand hinaus, und nach 100 yards (90 m) ist der Sand mit ihr
auf gleicher Höhe.
Das Zuschlicken ist eine Folge einer Meeresströmung, die den Sand die Küste
hinauf bewegt. Die Menge, die an dieser Stelle bewegt wird, scheint besonders
groß, da, wenn während "der Regen" der Swakop Fluß "abkommt", er ein Bett von
einer halben Meile (ca. 800 m) füllt und eine große Menge Sand mitbringt. Es
hat den Anschein, daß man mit einem gewissen Maß an Verschlammung gerechnet
hatte, aber nicht annähernd in dem Ausmaß, das in Wirklichkeit eintrat.3
Apologeten sagen, es hätte keine Alternative zu der Wahl des Geländes für den
neuen "Hafen" gegeben, und daß die Nähe des Swakops dadurch mehr als aufgewogen
würde, daß Swakopmund Süßwasser hat, daß keine Dünen zu überqueren seien, daß
dies der Punkt an der Küste sei, der der Hauptstadt Windhuk am nächsten läge
und ..., daß es keinen anderen möglichen Ort an der Damaraküste gäbe. Es ist
nicht unmöglich, daß es immer eine geheime Hoffnung gegeben hat, den wertvollen
"Walfisch Bay" Hafen zu erwerben, mit dem mittels einer Zweiglinie die Bahn
leicht hätte verbunden werden können. |
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Bagger
Die Geschichte der Bagger ist augenscheinlich wie folgt:
Hier folgt ein langer und langweiliger Bericht über die endlosen Probleme
dreier erfolgloser Bagger. Eine Kopie ist in der Sam-Cohen-Bibliothek
hinterlegt, und deshalb wird eine Wiedergabe dem Leser an dieser Stelle nicht
zugemutet.
Pier (Holzbrücke)
Die hölzerne Pier, an der jetzt zwei Drittel der Ladungen gelöscht werden
(wörtlich: "Der Landungen stattfinden") ist ungefähr eine halbe Meile (ca. 800
m) südlich der Mole. Sie ist 950 Fuß (285 m) lang, wobei ein Drittel dieser
Länge über der Niedrigwassermarke liegt. Sie wird um 100 Fuß (30 m) verlängert,
und es gibt einen Vorschlag, sie noch um 230 Fuß (69 m) zu verlängern, sodaß
ihre Spitze bis jenseits des Felsenriffs im Südwesten vorgetrieben wird, an dem
die Wellen brechen und über dem die Wassertiefe im Mittelwert 33 Fuß (10 m)
beträgt.
Die Pier wurde zwischen Oktober 1904 und April 1905 von der
Eisenbahnbaukompanie No. 1 gebaut und kostete Pfund 150.000 (damals in etwa 3
Millionen Mark). Die Verlängerung wächst in einem Tempo in der Woche von einem
(Brücken-)Joch in Sand oder einem (eingerammten) Pfahl im Fels. Es gibt drei
1.5 Tonnen Dampfkräne, welche zur Not auch 2 Tonnen heben können. Ein
Dreitonner-Kran soll aufgestellt werden.
Bei schwerer See kommen die Wellenkämme bis an die Bodenplanken der Pier. (Ein
Foto hiervon hoffe ich entwickeln zu lassen und es in der nächsten Woche zu
schicken.) Das Foto auf der nächsten Seite wurde aufgenommen bevor die Spitze
der Pier verbreitert wurde, damit sie den schräg auflaufenden Brechern besseren
Widerstand leisten kann. Die Brandung ist bei Voll- und Neumond am schlimmsten.
Die günstigste Jahreszeit ist von Oktober bis März. Bei schwerer Dünung müssen
die Schiffe ein paar Meilen außerhalb vor Anker gehen.
Im Anschluß läßt Trench nun eine Tabelle folgen mit allen Tonnagen, die
zwischen Juli 1904 und November 1905 an Land gebracht wurden. Auszugsweise sei
hier mitgeteilt, daß im November 1905 an der Mole in 7 Tagen 134 Tonnen
gelandet wurden, am Strand dagegen an 26 Tagen 7951 Tonnen und an der Pier
14.266 Tonnen an 29 Tagen: insgesamt also 22.351 Tonnen. Das sind immerhin etwa
750 Tonnen pro Tag bei 30 Arbeitstagen, obwohl, wie man sieht, nicht an allen
Tagen gearbeitet werden konnte! Tiere sind hierbei nicht eingeschlossen.
Strand
Das Anlanden am Strand wird durch Brandungsboote, Flöße usw. besorgt. Das große
120 Tonnen Floß wird mittels eines Flaschenzuges eingeholt und hinausgezogen,
der über einen Poller ("mooring block") am Kai von einer 2 PS Winde am Ufer
betätigt wird. Landungsgeräte und -personal gehören zur Woermann-Linie, welche
mit ihrer Tochtergesellschaft Deutsche Ostafrika-Linien ein Monopol für die
meisten Dinge in Swakopmund besitzt.
Das Personal besteht aus 85 Weißen, 100 Krujungen und einigen 150 Ovambos. Die
Krujungen bekommen einen Schilling am Tag und Verpflegung. Sie arbeiten hart,
leiden aber unter der niedrigen Wassertemperatur, die hier durchschnittlich 45
Grad Fahrenheit beträgt.4
Sie sind ausgezeichnete Könner im
Wasser, aber es ertranken zwei in der Brandung am Vormittag des 8. Dezember.
Die Ovambos arbeiten nur an Land.
Die Woermann-Linie bekommt Sh 5/6 für jede gelandete Tonne in Swakopmund. (Sh
5/- per Tonne gelandet in Lüderitzbucht) und Sh 15/- für jedes Pferd, Maultier
oder jeden Ochsen.5
Die Geräte bestehen aus: Einem großen Floß mit Wänden, welches 120 Tonnen faßt;
fünf kleineren Flößen, welche entweder 40 Pferde, 30 Ochsen oder 300 Schafe
fassen; zwei Motorschleppern mit 100 PS; fünf zweihundert Tonner Leichtern;
zwanzig Brandungsbooten mit jeweils 3 Tonnen Fassungsvermögen (für jeweils 3
Tonnen Ladung); fünf Leichtern für Eisenbahnschienen. Dazu kommen die
Dampfbarkassen der Dampfschiffe.
Wegen der schweren Dünung werden Schienen nicht in Swakopmund in die Leichter
gelöscht, sondern in Walfisch Bay, von wo sie zweimal täglich ankommen.
Am Ufer lagen die Wracks eines Schleppers und einer Dampfbarkasse, beide
infolge ganz rezenter Unfälle ("casualties").
Die Brandung läuft sehr schnell auf: Am 6. und 7. Dezember war es windstill bei
nur leichtem Seegang - am 8. war es unmöglich zu arbeiten. Am 17. schlug eine
Barkasse um, und zwei Stewards und ein Seemann ertranken. |
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Feld-Suchscheinwerfer
(siehe auch Bericht No. XXI über Lüderitzbucht)
Die elektrische Lichtanlage in Swakopmund besteht aus zwei Dynamowagen ("power
carriages"), zwei Scheinwerfern (einer mit 60 cm Durchmesser und einer mit 90
cm), ein paar Lichtbogenlampen auf der Pier, einigen 200 Glühbirnen, einem
wagenmontierten Turm ("wagon tower") und einem Karren.
Die Dynamowagen ähneln denen in Lüderitzbucht, sind aber älteren Musters. Sie
wurden bei Siemens Schuckert in Nürnberg hergestellt, jeweils vor 8 und 10
Jahren, und waren, bevor sie hierher kamen, Teil der Verteidigungsanlagen
Kölns.
Die Motore haben 12 Pferdestärken und werden mit Leichtbenzin ("benzine")
gestartet, laufen aber mit Benzin. Die Starteinrichtung wird ziemlich
kompliziert durch den Gebrauch von 2 Bunsenbrennern. (Lötlampen nicht
unähnlich). Die Motoren verbrauchen 8 Liter (1 ¾ Gallonen) Benzin in der
Stunde. Die beiden Behälter für Benzin enthalten 11 bzw. 3½ Gallonen (1 Gall. =
etwa 4.5 Liter).
Die Dynamos laufen mit 530 Umdrehungen und geben 60 Ampere bei 80 Volt - 4.800
Watt.
Der größere Projektor ist auf ein Dreibein montiert, das auf einen kleinen
Federwagen gebolzt ist, der auf einem Vorsprung halbwegs zwischen dem
Leuchtturm und dem neuen Haus der "East Telegraph Cable Co." (Kabelmesse)
steht. Das Motorenhaus ist 800 Fuß (ca. 240 m) entfernt in einer Rinne.
Der kleinere Projektor ist auf einem Turmwagen montiert, ähnlich dem in No. XXI
beschriebenen, aber schwächer, mit nur einer horizontalen Schraube und mit
Armen, die in halber Höhe am unteren Teil des Turmes mit Scharnieren befestigt
sind. Der Turm und das Motorenhaus stehen am Strand am Ende der Pier, und bei
Flut schlagen die Wellen bis an die Mauern.
Die Kohlestifte ("carbons") sind horizontal und die Regelvorrichtung ist in
einem geschlossenen Kasten unter den Projektoren. Vor den Linsen ist ein
Klappensystem, mit dem man morsen könnte; es ist dafür aber kein Hebel
angebracht. Kein Projektor kann auf dem Dynamowagen transportiert werden. Ich
habe beide, den Turm und die Projektoren, bedient und fand die Bedienung sehr
einfach.
Anschließend berichtet Oberstleutnant Trench über die Organisation des Militärs
in Swakopmund. Er beschreibt dessen Gliederung und Anordnung von der
Etappenkommandantur abwärts bis zu den einzelnen Abteilungen. Jede Instanz wird
aufgeführt - vom Remontendepot über Kriegsgefangenenversorgung und Viehversand
bis zu Hospitälern, Feldtelegraphie, Nachrichtendiensten usw. bis sogar zum
Depot für Liebesgaben. Er zeichnet minutiös ein Bild von dem Aufwand, mit dem
der groteske Engpaß, welcher der "Hafen" von Swakopmund in Wirklichkeit war,
überwunden werden konnte.
Wir schließen daher mit einer seiner einschlägigen Betrachtungen aus dem
Bericht vom 26. Dezember 1905, welche die Vorweihnachtswoche betrifft; der 24.
Dezember war ein Sonntag:
Das Nachstehende wurde während der Woche, die mit dem letzten Sonntag zu Ende
ging, gelöscht, bzw. gelandet: An der Pier 4146 Tonnen, am Strand 3869 Tonnen
sowie 200 Ochsen. An Bord blieben 9203 Tonnen sowie 2205 Tonnen für
Lüderitzbucht. |
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1 - Er bezieht
sich hier auf die erste Ausgabe des Military Report on German South West Africa
von 1904. |
2
- Es handelte sich in Swakopmund und Windhuk noch um reguläre
Kriegsgefangenenlager aus der Zeit des Generals von Trotha. Die Einrichtung der
freiwilligen Sammellager durch Gouverneur von Lindequist hatte im Inland gerade
begonnen. Die Beobachtungen des Oberstleutnants Trench weisen die von modernen
Kolonioalhistorikern gern beschworene Existenz „frühfaschistischer
Konzentrations- und Vernichtungslager für Hereros“ in das Reich politisch
korrekter Fabeln. |
3
- In der Regenzeit 1903-1904 kam der Swakopfluß bereits vor Weihnachten ab
und floß wochenlang und wiederholt. Die 1903 fertiggestellte Mole und der Hafen
versandeten infolge der ungeahnten Sandmassen bereits wenige Monate später in
zunehmendem Maße. |
4 - 45 Grad Fahrenheit = 7.2 Grad
Celsius, muß wohl heißen 54 Grad Fahrenheit = 12.2 Grad Celsius. War der Oberst
wasserscheu? |
5 - 1 Pfund = Sh 20.- (zwanzig Schilling)
= zwanzig Mark und 1 Schilling = 1/- =-/12 pence. |
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Quellenhinweise:
Reports by Lt. Col. Trench and Major Wade, Public Record Office (PRO) Kew,
London.
Military Reports on German South West Africa by General Staff War Office, 1906
and 1913. [P.R.O.] Public Record Office, Kew, London. |
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