Pachtgebiet Kiautschou
von Prof.Dr.Wilhelm Matzat

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01.11.1897
2 deutsche Missionare der katholischen Steyler Missionsgesellschaft in Süd-Schantung werden von einem chinesischen Pöbelhaufen ermordet. Zur Durchsetzung von Sühneforderungen gibt Kaiser Wilhelm II. der Ostasiatischen Kreuzerdivision den Befehl, die Bucht von Kiautschou zu besetzen. 
14.11.1897
Unter Leitung des Konteradmirals von Diederichs wird die Bucht von Kiautschou besetzt, ohne daß es zu Kampfhandlungen kommt.
Januar 1898
Stationierung der III.Seebataillons in Kiautschou.

 

 

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06.03.1898
Nach längeren Verhandlungen mit der chinesischen Regierung wird ein rund 550qkm großer Areal an der Bucht von Kiautschou für 99 Jahre an das Deutsche Reich verpachtet.
02.09.1898
Der Bebaungsplan für die neu zu erbauende Stadt Tsingtau tritt in Kraft, außerdem wird die Stadt zum Freihafen erklärt. 
1899
Beginn des Baus eines modernen Hafens und einer Eisenbahnlinie von Tsingtau nach Tsinanfu, der Hauptstadt der Provinz Schantung.
1900
Sog."Boxerkrieg". Ermordung des deutschen Gesandten Freiherr von Ketteler in Peking am 20.6. und anschließende Belagerung der ausländischen Gesandtschaften bis Anfang August. Kontingente des III. Seebataillons aus Tsingtau wirken mit bei der Verteidigung der Gesandtschaften in Peking und der ausländischen Niederlassungen in Tientsin.

Hafen von Kiautschou

Das Hafenbecken von Kiautschou

1904
Eröffnung der 1.Mole des Großen Hafens von Tsingtau und Fertigstellung der ca.400 km langen  Eisenbahnlinie nach Tsinanfu.
August 1914
Auch Japan erklärt Deutschland den Krieg und beginnt mit einer Belagerung der Stadt Tsingtau, die am 7.11.1914 besetzt wird. Rund 5000 Tsingtaukämpfer, die unter dem Kommando des Gouverneurs, Kptn.z.S.Meyer-Waldeck, die Stadt verteidigt hatten, werden nach Japan in verschiedene Kriegsgefangenenlager gebracht, wo sie erst im Frühjahr 1920 entlassen werden.

Kaiserlich deutsches PostamtKaiserlich  deutsches Postamt

1917
Auch China erklärt dem Deutschen Reich den Krieg.
1919
Im Versailler Vertrag wird das ehemalige Pachtgebiet Kiautschou den Japanern zugesprochen, woraufhin China aus Protest den Vertrag nicht unterzeichnet.
1922
Auf Drängen der U.S. Regierung gibt Japan am 10.12.1922 Tsingtau  an China zurück.
Juni 1937
Beginn des Krieges zwischen Japan und China. Tsingtau ist von Jan.1938 bis Sept.1945 von Japan besetzt.
Juni 1949
Tsingtau wird durch kommunistische Truppen besetzt und ist seitdem ein integrierter Teil der Volksrepublik China. Alle noch in Tsingtau lebenden Ausländer werden in den nächsten Jahren (bis 1953) aus China ausgewiesen.
1966
Während der sogenannten Kulturrevolution wird der europäische Friedhof in Tsingtau, auf dem auch 200 gefallene Tsingtaukämpfer beerdigt sind, durch Rotarmisten abgeräumt und zerstört.
1985
Der Ministerpräsident Franz Josef Strauß unterzeichnet im Oktober 1985 in Tsingtau einen Partner- schaftsvertrag zwischen Bayern und der Provinz Schantung.

Literatur: 
Klaus Mühlhahn"Musterkolonie Kiautschou", Die Expansion des Deutschen Reiches in China. Deutsch-Chinesische Beziehungen 1897-1914; Berlin 1997
Hans-Martin Hinz und Christoph Lind (Hrsgb.)"Tsingtau.Ein Kapitel deutscher Kolonialgeschichte in China 1897-1914" ; Berlin 1998